Buchtipps zur Kommunikation: Rezensionen von Katrin Asmuss

Die Kommunikation ist bekanntlich ebenso facettenreich wie die einzelnen Menschen mit ihrer jeweiligen Persönlichkeit. Deshalb erscheint die Auswahl der von mir rezensierten Bücher der ein oder dem anderen womöglich unsortiert. Für mich gibt es in dieser Zusammenstellung eine klare Ordnung. Das liegt in erster Linie daran, dass ich kein Buch als allein selig machendes ansehe.

Ich finde überall Impulse, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich jeden Menschen zunächst einmal akzeptiere…

Doch genug des Vorgeplänkels: Vom Nicht-Allein-Selig-Machenden lässt sich prima ein Schlenker hinlegen – in die heutige Politik. Denn auch hier gilt, dass zunächst in Allem zumindest ein Quäntchen Wahrheit steckt. Und je massiver die Informationsflut mittels der unterschiedlichen Kanäle auf uns niederprasselt, desto mehr haben wir im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl. Wer hier die Feinheiten nicht kennt, dem fällt es nicht leicht, die Richtigen anzukreuzen, egal ob für die Kommune, das Land oder den Bund.

(Wobei ich ausdrücklich und definitiv Nazis oder ähnliche Massen- und Serienkiller ausschließe, die für mich keine akzeptable Option sind.)

Darüber, warum und wie Skandale inszeniert werden und was das mit uns macht:

Ulrich Stockheim: “Land der Empörer”

Die Informationsflut und die Auswirkungen der vielen Kommunikationskanäle:

“Keine E-Mail für Dich” von Franziska Kühne

Hier noch Buchtipps für den alltäglichen Gebrauch:

Paul Ekman: “Ich weiss, dass du lügst – Was Gesichter verraten”

Thorsten Havener: “Denk doch, was du willst”

Werbung

Empörung als Ablenkung vom Klartext

Ulrich Stockheim ist ein führender Kommunikationsberater in Wirtschaft und Politik und so weiß er nicht nur, was Tatsachen sind und wer wovon gern ablenken möchte und warum das so ist. Mit seinem Buch „Land der Empörer“ bringt er die wahren Hintergründe von Pseudoskandalen und Rücktritten auf den Punkt, wie u.a. im Hinblick auf den aktuellsten Fall des Karl-Theodor zu Guttenberg.

Ein Abschied der Sprache von der Wirklichkeit ist durchaus gewollt

Die Empörung stellt das simpelste Mittel dar, mit dem sich gut ablenken und manipulieren lässt. In für jeden Menschen verständlichen Formulierungen und Beispielen zeigt Stockheim die Tricks und wahren Hintergründe von so genannten Skandalen auf.

Am Beispiel zu Guttenberg „…kristallisiert sich das ganze Elend der deutschen Debattenkultur. Man könnte eine ganze Doktorarbeit zum Phänomen zu Guttenberg schreiben, darüber, wie sich erst jemand gegen die Empörer positioniert, um dann in einer von ihm selbst ausgelösten Empörungswelle unterzugehen.“

Empörung ist ein prima Mechanismus, den man nur anschubsen muss

Ob als Theaterinszenierung für die Talkshowbühnen oder als Selbstläufer: Im Zusammenhang mit der Margot-Käßmann-Inszenierung nennt Stockmann die rein medialen Instrumente, die hier verwendet werden: „Es ist immer das gleiche Spiel: eine ausführlich vorgetragene Position wird so lange verkürzt und zugespitzt, bis sie in eine Schlagzeile passt – und dann werden beim politischen Personal Kommentare eingesammelt. Fügt man beides zusammen, hat man den Auslöser für die Empörungslawine…“

„Tabukataloge und Sprachwegweiser für diskriminierungsfreies Sprechen“

So lautet ein Kapitel in dem Buch, in dem man den nächsten Stolperstein für Karrieren und Auslöser von Empörungswellen finden kann. Es gibt keine alten Menschen mehr, die heißen jetzt Senioren – und Negerküsse wurden zu Schokoküssen. Das hat seinen Sinn und ist auch in Ordnung. Doch mittlerweile trägt diese Kultur derartige Blüten, dass man stark verunsichert sein muss.

Wer mit dem Lesen dieses Buchabschnitts fertig ist, hat irgendwie das Gefühl, bisher völlig unsensibel durch die Welt gelaufen zu sein – und möchte lieber gar nicht mehr über Politik sprechen, bevor man sich den Mund verbrennt.

Eines weiteres Empörung schürendes Mittel macht einem ebenso bange: „…wie das ständige Fragen nach Grundsätzen die Politik lähmt“. Und andererseits gleichen manche der im Buch aufgeführten Beispiele einer Realsatire. So die „Nicht-Debatte um unser Rentensystem.“

Warum Deutschland nur mit Klartext seine wichtigen Probleme lösen wird

Mit Humor, Verständlichkeit und Alltagsnähe gelingt Ulrich Stockheim in diesem Buch eine wahrhaft spannende und unterhaltsame Aufdeckung von Machtspielchen. Zudem öffnet er selbst geschulten Politikinteressierten die Augen über all die kleinen Details, mit denen manipuliert wird statt Entscheidungen zu treffen, konstruktive Diskussionen zu führen und damit unter anderem auch der Politikverdrossenheit im „Land der Empörer“ entgegenzutreten und gemeinsam Deutschlands Probleme zu lösen.

Ein unbedingt empfehlenswertes Buch!

Ulrich Stockheim: „Land der Empörer. Euro-Krise, Integration, Schulden und Sozialstaat: Warum Deutschland nur mit Klartext seine wichtigen Probleme lösen wird.“ riva Verlag, 2011, 240 Seiten, ISBN 978-3-86883-138-2

Katrin Asmuss